Erneuerbare Energie Österreich: Mythos „Teurer Ökostrom“
„‚Fair Play‘ ist die wichtigste Grundvoraussetzung, um bei der aktuellen Diskussion zu einem zukunftsfähigen Modell für den heimischen Strommarkt Lösungen zu finden. Einseitige Darstellungen und Erklärungen verhindern die richtigen Rückschlüsse!“, so Dipl.-Ing. Josef Plank, Präsident von Erneuerbare Energie Österreich. Im Rahmen eines Pressegesprächs präsentierte Plank sieben Fakten zu Ökostrom und den Kosten der Energiewende:
1.) Versagen des Zertifikatshandelssystems bei der Klimaschutzpolitik.
Um eine Tonne CO2 in die Luft zu blasen waren ursprünglich Kosten von 30 EUR vorgesehen. Der derzeitige Preis beträgt weniger als 5 EUR. Plank: „Das ist klimapolitisch ein Skandal!“. Dadurch feiern Kohlekraftwerke eine Renaissance, weil es in den letzten Jahren europaweit nicht gelungen ist, CO2-Emissionen mit entsprechend hohen Zertifikatspreisen zu versehen. Billige US Kohle und niedrige Zertifikatspreise führen zu verstärkter Stromproduktion auf Kohlebasis. Diese Produktion drückt auf den Markt, verschlechtert die CO2 Bilanz und gefährdet den Ausbau der Erneuerbaren.
2.) Erneuerbare Energien reduzieren die Preisspitzen an der Strombörse.
Die Preise an den Strombörsen machen deutlich: Strom aus erneuerbaren Energien verteuert nicht die Strompreise – er verbilligt ihn. Der Ausbau der erneuerbaren Energien und das Ausbleiben der klassischen „Mittagsspitze“ führen dazu, dass sich die Stromgroßhandelspreise regelmäßig unter den Erzeugerpreisen bewegen. Dadurch sinken die Erträge der Strom-Produzenten und bedrohen im Umkehrschluss neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien auch die Existenz bestehender Ökostrom-Anlagen. Viele Unternehmen – wie etwa im Bereich der Kleinwasserkraft – kämpfen auch in Österreich mit den Folgen der gefallenen Strompreise.
3.) Es existieren zu viele fossile Kraftwerkskapazitäten.
Auch an Tagen mit wenig Wind- und Sonnenenergie gibt es keine „Mittagsspitze“ mehr. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Es existieren zu viele Kraftwerkskapazitäten. Doch anstatt über ein konsequentes Rückfahren von fossilen Kraftwerkskapazitäten nachzudenken, wird über Quotenmodelle für erneuerbare Energien diskutiert. Plank: „Es verwundert nicht, dass manche Entscheidungsträger in Österreich die ‚deutsche Diskussion‘ über teuren Ökostrom gerne aufnehmen.“
4.) Die wahren Energiekostentreiber sind die fossile Energieträger.
Nach wie vor lassen die fossilen Energieträger Öl und Gas die Energiekosten immer weiter steigen. So hat IEA-Chef Faith Birol erst jüngst wieder bestätigte, dass sich die gesamten staatlichen Zuwendungen für fossile Energiesubventionen in den letzten Jahren auf mehr als 523 Milliarden US Dollar fast verdoppelt haben. Die Förderungen für erneuerbare Energien liegen mit 80 Milliarden US-Dollar weit darunter. Seit 2003 haben sich Kosten für fossilen Energieimport nach Österreich(Öl und Gas) von 2,5 auf über 8 Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdreifacht. Allein im letzten Jahr hat ein österreichischer Haushalt (vierköpfiger Haushalt) im Durchschnitt 200 Euro mehr für Heizöl ausgegeben. Im Schnitt betragen die gesamten Energiekosten für einen Haushalt mittlerweile 3.000 Euro pro Jahr. (inkl. Wärme, Strom, Treibstoffe)
5.) Strom ist trotz Ökostrom-Zuschlag die preisstabilste Energieform.
Im vergangenen Jahrzehnt ist der Strompreise mit + 18% deutlich langsamer als die Preise aller anderen Energieformen. Im abgelaufenen Jahr ist der Strompreis mit plus 0,8 Prozent um zwei Drittel unter der allgemeinen Inflationsrate von 2,4 Prozent gelegen. Auch der Steueranteil am Strom liegt bei 21%, der Ökostromzuschlag durchschnittlich knapp 50 Euro pro Jahr und Haushalt unter 10%.
6.) Der Ökostrom-Ausbau in Österreich ist effizient, stabil und regional.
Die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass man mit überschaubaren Förderkosten die Ökostromproduktion deutlich anheben kann. Der Ökostrom-Ausbau verringert fossile Stromimporte und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitig bindet die Ökostrom-Branche heute mehr als 20.000 Arbeitsplätze, schafft Wertschöpfung in Regionen und setzt pro Jahr mehr als 2 Milliarden Euro um. Plank: „Der Ökostromausbau braucht Verlässlichkeit: Das ist eine Einspeiseregelung mit Tarifen, eine prioritäre Einspeisung ins Netz, ein geplanter Ausbau der Netzkapazitäten, schnell einsetzbare flexible Ausgleichskraftwerke und Investitionen in Speichertechnologien!“
7.) Große Zustimmung in der Bevölkerung zur Ökologisierung der Stromversorgung
Der Ausbau von Ökostrom stärkt vor allem die Regionalität. Europaweit hat sich gezeigt, dass Einspeisetarifmodelle für private Gruppen die größtmögliche Chance bieten, in Erneuerbare Energien zu investieren und an der Energiewende partizipieren zu können (Bürgerbeteiligungsmodelle). Daher befürwortet eine breite Mehrheit der Bevölkerung eine sukzessive Umstellung der Stromversorgung auf erneuerbare Energien. „Quotenmodelle begünstigen große Strukturen. Wer ein Quotenmodell will, möchte offensichtlich den Ausbau erneuerbarer Energien erschweren“
Klare Zielsetzung zum Ausbau von Ökostrom
Josef Plank: „Durch den hohen Anteil an Wasserkraft hat Österreich die besten Voraussetzungen, durch einen klaren Zukunftspfad und entsprechender Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes dem Ziel 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energie rasch näher zu kommen. Wir brauchen einen offeneren Diskussionsprozess im Dreieck Produzent – Energieversorger/Netzbetreiber – Konsument der Probleme löst, statt Lasten auf andere Gruppen abschiebt.“