2012 wechselten nur 1,1% den Stromanbieter, E-Control hofft auf höhere Umsteigezahlen

Im Rahmen einer Pressekonferenz am 21.3. zog die E-Control Bilanz über das Jahr 2012. Die Wechselrate bei Endkunden (Haushalt, Gewerbe und Industrie) sorgt aus Sicht der Regulierungsbehörde für gemischte Gefühle.

Bisher niedrige Stromwechselzahlen

Im Gasbereich wechselten im Vorjahr 1,7% aller Endkunden, das ist der höchste Wert seit der Liberalisierung des Gasmarkts. Den Stromanbieter wechselten jedoch nur 1,1%, was dem bisherigen Tiefststand entspricht.  „Für den heimischen Wettbewerb ist das kein gutes Zeugnis“, sagt dazu Martin Graf, Vorstand der E-Control. In den ersten zwölf Jahren des liberalisierten Strommarkts wechselten insgesamt gerade einmal zwölf Prozent der Haushalte ihren Stromlieferanten. „Ein beschämend niedriger Wert“, findet Graf, der die ausgeprägte Treue der Österreicher zu ihrem Stromanbieter nur schwer nachvollziehen kann.

Ökostrom-Aktion sehr erfolgreich

In diesem Jahr rechnet die E-Control mit steigenden Wechselzahlen. Ein positives Zeichen ist die hohe Akzeptanz der Ökostrom-Aktion von Hofer, die für hohe Zugriffszahlen auf den Tarifkalkulator der E-Control sorgte. Aus den Zahlen für Jänner lässt sich noch kein positiver Trend ableiten. Doch die Hofer-Aktion startete Mitte Jänner, somit sind erst die Wechselzahlen für Februar wirklich aussagekräftig. Diese Zahlen liegen Ende März vor.

Fast jeder fünfte Haushalt kann sich vorstellen zu wechseln

Positiv stimmt die E-Control auch das Ergebnis einer im Februar durchgeführten Umfrage. Diese zeigt, dass sich fast jeder fünfte Haushalt (18 Prozent) heuer einen Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten vorstellen kann. Das sind knapp 660.000 Haushalte. „Wenn nur 20 Prozent dieser Haushalte tatsächlich wechseln, würde dies die Wechselzahlen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln“, rechnet Graf vor. Ein Wechsel zahlt sich in jedem Fall aus: Derzeit kann sich ein durchschnittlicher Haushalt durch den Wechsel des Strom- und Gaslieferanten jährlich bis zu 400 Euro sparen. „Das sind die höchsten Einsparungen seit vier Jahren“, sagt Graf.

Online-Wechsel soll Umstieg erleichtern

Ein Online-Wechsel würde aus Sicht der E-Control zu mehr Umsteigern führen. Derzeit müssen Konsumenten, die wechseln möchten, händisch ein Formular ausfüllen, unterschreiben und an den Lieferanten schicken. In Zukunft soll es genügen, ein Online-Formular auszufüllen. Seit Langem von der E-Control gefordert, könnte der Online-Wechsel bald umgesetzt werden. Die Möglichkeit, online den Energieanbieter zu wechseln, ist im Energieeffizienzpaket enthalten, das im Frühjahr im Ministerrat beschlossen werden soll.

Auch die vielen Verordnungen, die im Vorjahr von der E-Control beschlossen wurden und heuer wirksam werden, sollen die Wechselzahlen erhöhen. Mit diesen werden die Konsumentenrechte gestärkt, zum Beispiel wurde die Wechselfrist auf drei Wochen verkürzt. „Ein wichtiger Baustein, um den Wechsel noch attraktiver zu machen“, sagt E-Control-Vorstand Graf.

Energiepreise für Haushalte weiterhin auf Rekordhöhe

Die Verbraucherpreisindexe für Strom und Gas erreichten 2012 ihren höchsten Stand seit der Liberalisierung und sind seither auf diesem Rekordniveau geblieben. Walter Boltz, Vorstand der E-Control, kritisiert: „Tatsache ist, dass die Großhandelspreise für Strom seit 2008 im Jahresdurchschnitt um mehr als 25 Prozent gesunken sind – an die Haushalte wurden diese Preissenkungen aber kaum weitergegeben.“ Auch bei Gas besteht eine deutliche Lücke zwischen den höheren Haushaltspreisen und den seit Jahren niedrigeren Großhandelspreisen.

Bei der Schlichtungsstelle der E-Control betreffen die meisten Beschwerden überhöhte Teilbeträge nach einem Wechsel des Strom- oder Gaslieferanten. Die Regulierungsbehörde wird daher einen möglichen Missbrauch durch einzelne Netzbetreiber prüfen.

Themenschwerpunkt Energiearmut

2012 hat die E-Control zahlreiche Verordnungen beschlossen, darunter viele, die die Rechte der Energiekonsumenten stärken. Auch für dieses Jahr hat die E-Control mehrere Verordnungen geplant. Neben den Netzentgelte-Verordnungen für Strom und Gas werden unter anderem Verordnungen zu Energielenkungsdaten und zur Stromstatistik erlassen. Bereits beschlossen wurde heuer etwa eine Gasmonitoring-Verordnung, der Beschluss der Gasmarktmodellnovelle folgt in Kürze. Weitere Schwerpunkte für 2013 sind das Thema „Energiearmut“ sowie eine verstärkte Information von Menschen mit Migrationshintergrund.